März 17, 2022

Welterbesteig Wachau: W2 Von Dürnstein nach ­Weißenkirchen

Wer Kultur und Natur miteinander verbinden will, ist in der Wachau sicher nicht fehl am Platz. Das Wanderparadies, welches seit 2000 Weltkulturerbe ist, bietet neben einem Ausblick bis zum Untersberg bei Salzburg, den höchsten Berg an der Donau (Jauerling, 960m) und zahlreiche Burgen, Schlösser und Klöster. Die sagenumwobene Region verspricht also einen Wanderspaß für jeden.

Ein langer Wandertag mit unvergesslichen Eindrücken

Drei stark unterschiedliche Wegabschnitte gestalten die Gehstrecke von Dürnstein nach Weißenkirchen spannend und abwechslungsreich. Großartige Tiefblicke in das Donautal beglücken uns am einleitenden Steilanstieg auf den Schlossberg, gefolgt vom langen Forststraßenstück des Wachauer Höhenweges quer durch die Waldflanken des Sandl. Ein wunderschöner Schauweg durch herrliche Terrassenweingärten setzt den Schlussakzent.

Dauer: 5:30h 
Länge: 16,3 km
Ausgangspunkt: Dürnstein Altstadt (216 m; Standorttafel), an der Abzweigung des Inneren Burgweges (auch »Eselsteig«) zur Ruine Dürnstein knapp westlich (stadtseitig) des Kremser Tores. 
Höhenunterschied:  535 Hm
Anforderungen: Unschwierige, aber lange Wanderung meist auf Naturfahr- und -fußwegen. Ausrüstung, Wasservorrat und Proviant (Öffnungszeiten der berührten Gastbetriebe beachten!) auf die Etappenlänge abstimmen.
Einkehr/Unterkunft: Unterwegs: Fesslhütte (keine Nächtigung; 25. März/1. April–31. Okt. Di. bis So. und an Feiertagen 9.30–18 Uhr, Tel. 02732/41277 und 0699/18792112, www.fesslhuette.at). Weißenkirchen: Hotel-Restaurant Kirchenwirt (1 Haube); Hotel-Restaurant Donauwirt (1 Haube); Restaurant »Zum alten Zechhaus«; Restaurant Heinzle (1 Haube). 

Zu den Gastbetrieben siehe auch www.weissenkirchen-wachau.at. Heurigenbetriebe: .
Heurigenkalender: www.heurigenkalender-wachau.at,
www.wachauinside.at.
Tipps: In Weißenkirchen sollte man die Besichtigung der Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt nicht versäumen. Als spätmittelalterliche Befestigung um 1530 errichtet, gilt sie als eine der bedeutendsten Wehrkirchen Niederösterreichs. Ihr zu Füßen der berühmte Renaissancebau des Teisenhoferhofs, 1335 als gotisches Gebäude und wehrhafter Abschluss des Marktplatzes erbaut. Stempel: An den Außenwänden von Fessl­hütte und Heurigen Pomaßl (Schildhütten) montierte Stempelboxen.

Information: Tourismusinformation und Gemeindeamt Weißenkirchen 
Karte: WK 071 Wachau - Welterbesteig - Nibelungengau - Kremstal - Yspertal - Dunkelsteinerwald, Wanderkarte 1:50.000

Höhenprofil Gahwinden

Höhenprofil Dürnstein-Weißenkirchen © Rother Bergverlag

Von der Altstadt auf den Dürnstein 

Aus der Altstadt von Dürnstein den grün bez. »Inneren Burgweg« (auch »Alter Burgweg« oder »Eselsteig«) durch Buschwerk und Laubwald in Windungen und Kehren, anfangs an einem Safran-Schaugarten, dann an Felsbildungen und Aussichtspunkten vorbei, über Stiegen steil nach Norden aufwärts zur Rechtseinmündung des Äußeren Burgweges.
Kurz weiter aufwärts zur Verzweigung unterhalb der Ruine Dürnstein , 324 m, einer der bekanntesten Burgruinen des Landes (Standorttafel; rechts abzweigend in 5 Minuten zum höchsten Punkt der Ruine mit tollem Rundblick).

Den grün bez. Schlossbergweg geradeaus, nordostwärts, unterhalb der Ruine vorbei, durch das nördliche Burgtor in die Westflanke des Dürnsteiner Grates (Klettergarten) hinein.

Dort den breiten Stiegenweg durch Buschwerk und charakteristischen Eichen-Kiefern-Wald unterhalb bizarrer Felsgebilde und begleitet von großartigen Tiefblicken in das Donautal nach Nordosten aufwärts zum Flachstück am Schlossbergrücken. Über den licht bewaldeten Rücken eben und aufwärts zu einer Verzweigung. Rechts ab und auf gutem Steig in Kehren hoch, später an der rechten Seite des Rückens in langer Geraden nach Nordosten empor zu einer Schulter. Nach links wieder an den Waldrücken und über ihn aufwärts zur Starhembergwarte , 564 m (an Wochenenden meist offen, sonst Schlüssel in der Fesslhütte) am Gipfel des Schlossberges. Jenseits auf breitem Weg nach Norden hinab zu der in einem Waldsattel stehenden Fesslhütte , 530 m (Welterbesteig-Stempelbox). Auf rot und grün bez. Waldweg nach Nordwesten aufwärts und eben zu breitem Querweg , 542 m (Standorttafel »Kreuzung Vogelbergsteig«; der roten, später violetten Markierung nach links folgend erreicht man über den Vogelbergrücken absteigend in 10 Minuten die »Kanzel«, 525 m, einen der schönsten Panoramapunkte der Wachau!). Auf dem Querweg 150 m nach rechts, dann scharf links ab und auf grün bez. Waldfahrweg in einer Schleife nach Norden hinunter zur Linksabzweigung eines blau bez. Fußweges nach einer Schranke. Diesen hinab in einen Graben und durch ihn steiler hinunter in den östlichen Seitenast des Pfaffentales , 419 m, mit querender Forststraße (Standorttafel »Pfaffental Ost«). Rechts die grasige rot bez. Straße (»Wachauer Höhenweg«), an den Waldhängen des Jägerberges westwärts sanft bergab und um eine Ecke nach rechts herum zur tiefsten Stelle, 370 m, danach in Nordrichtung aufwärts zu Verzweigung (360 m; Standorttafel »Pfaffental West«).

Die Nepalbrücke über die Gurgler ArcheKletterer an den Gneisfelsen des Däumling im Dürnsteiner Klettergarten.
©Franz Hauleitner

 

Die Gräben

Mehrere Gräben ausgehend ab und auf nach Nordwesten in den Heudürrgraben , 488 m (Standorttafel), mit Verzweigungen und Schranken. Geradeaus entlang der jetzt guten Straße quer durch die steilen südlichen Waldflanken des Sandl, etliche Seitengräben ausgehend, zu einer ersten Teilung , danach zu einer zweiten Verzweigung (jeweils links halten!) und weiter in den Hintergrund des Tiefentales , 460 m. Nun in langer Hangquerung an der rechten Talseite durch Wald und über Lichtungen eben nach Südosten zur Linksabzweigung des gelb bez. Fahrweges in den Schildbachgraben. Auf ihm nach Nordosten hinab in die Grabensohle und dort einen Hohlweg hinunter in den Weiler Schildhütten , 347 m, mit dem beliebten Heurigen Pomaßl (Standorttafel, Labestelle, Welterbesteig-Stempelbox).

Durch den Ort (Asphaltstraße) 50 m abwärts, dann halb rechts ab (!) und auf gelb bez. Naturfahrweg, an den Hängen entlang, durch Wiesen und Buschwerk nach Südosten aufwärts, später durch Waldparzellen im Rechtsbogen zu schönen Weingärten (Blick in das Donautal mit Dürnstein und Stift Göttweig). Durch diese eben nach Westen, dann nach links in den Wald. Dort den bez. Fußweg in Westrichtung abwärts in einen Graben und durch ihn ein Stück bergab, später nach rechts hinaus und an steilen felsdurchsetzten Waldhängen (»Im Schild«) mit drahtseilgesicherter Passage südwärts weiter in den nächsten Graben. Auf gutem Hangweg nach Süden bergauf und nach rechts in eine Mulde mit Terrassenweingärten. An ihrem Oberrand im Linksbogen abwärts zu wichtiger Verzweigung , 304 m (Standorttafel »Kreuzung Achleiten«). Rechts ab und auf beschildertem Fahrweg (»Panoramaweg Achleiten«) in steilen Windungen nach Süden empor an den Oberrand der Riede Achleiten. Dort am Waldrand in Südwestrichtung abwärts, später eben durch Weingärten (Stockkultur mit alten, seltenen Sorten) und unter eine Felswand (Klettergarten) vorbei zu schön postierter Sitzgarnitur (Schmiedeeisenkreuz, Steigbuch in der Metallschatulle) mit Prachtblick in das Donautal und auf Weißenkirchen, ein Höhepunkt dieser Etappe!

Tiefblick von der Ruine Dürnstein zur Donau und auf das Stadtgebiet von Dürnstein.Tiefblick von der Ruine Dürnstein zur Donau und auf das Stadtgebiet von Dürnstein.
©Franz Hauleitner

Unterwegs von Schildhütten nach Weißenkirchen mit Rückblick zur Ruine Dürnstein.Unterwegs von Schildhütten nach Weißenkirchen mit Rückblick zur Ruine Dürnstein.
©Franz Hauleitner

Herbstlich verfärbtes Weinlaub der Riede Achleiten mit Blick auf WeißenkirchenHerbstlich verfärbtes Weinlaub der Riede Achleiten mit Blick auf Weißenkirchen
©Franz Hauleitner

Das Ende der Wanderung

Kurz steiler hoch, dann wieder durch Weingärten zum Beginn eines asphaltierten Güterweges. Auf ihm in Südwestrichtung abwärts und eben, später um eine Bergkante (Panoramabank) nach rechts herum und unterhalb der Kügerlwand (330 m; Gipfelkreuz, von hier auf unbez. Stiegenweg in 10 Minuten zu erreichen) vorbei, eben nach Norden, dann durch Buschwerk in einer Kehre hinab in einen Graben. Aus ihm nach links heraus und auf Fahrweg durch Weingärten nach Südwesten zum Steilabfall gegen den Simbachgraben. Links den asphaltierten Weitenbergweg, an Häusern vorbei, steiler nach Süden hinunter zur Linksabzweigung des Kirchensteiges. Auf ihm kurz aufwärts, dann eben zu der innerhalb eines Mauerwalls gelegenen Weißenkirchner Pfarrkirche (Wehrkirche) mit Eingang an der Westseite gegenüber der ältesten noch betriebenen Schule (seit 1385) Niederösterreichs. Durch ein Tor, dann über eine überdachte Holztreppe hinab zum Marktplatz Weißenkirchen , 210 m (Standorttafel), beim prächtigen Renaissancebau des Teisenhoferhofes.

Tiefblick von der Ruine Dürnstein zur Donau und auf das Stadtgebiet von Dürnstein.Tiefblick von der Ruine Dürnstein zur Donau und auf das Stadtgebiet von Dürnstein.
©Franz Hauleitner

Unterwegs von Schildhütten nach Weißenkirchen mit Rückblick zur Ruine Dürnstein.Unterwegs von Schildhütten nach Weißenkirchen mit Rückblick zur Ruine Dürnstein.
©Franz Hauleitner

Herbstlich verfärbtes Weinlaub der Riede Achleiten mit Blick auf WeißenkirchenHerbstlich verfärbtes Weinlaub der Riede Achleiten mit Blick auf Weißenkirchen
©Franz Hauleitner

Safran

Safran
©orioncoart_Adobe Stock

Der Wachauer Safran

In Niederösterreich ist der Safran-Anbau vom 13. bis in das 19. Jh. belegt. Die Pflanze liefert eines der teuersten Gewürze, wird aber auch als Färbungsmittel verwendet. Als »Crocus austriacus« war der niederösterreichische Safran in Bezug auf Reinheit und Qualität als einer der besten Europas bekannt, der Anbau wurde jedoch wegen der Konkurrenz durch günstigere Produkte aus anderen Ländern und der hohen Zölle wegen aufgegeben. 2007 wurde im Gebiet von Mautern mit über 30.000 Safranpflanzungen diese alte Tradition wieder aufgenommen. Als vorteilhaft hat sich der Anbau auf alten brachgefallenen Weinterrassen und Marillengärten erwiesen, wie sie bereits in Dürnstein (Safran-Schaugarten am Eselsteig) und Schwallenbach existieren. Im August werden die Safran-Zwiebelknollen gesetzt, im November die Blüten (Krokusse) noch vor Sonnenaufgang von Hand geerntet und daraus die drei Stempel (Safranfäden) entnommen, getrocknet, in Gläser gefüllt und verpackt.     
Die Safranzwiebeln werden im Februar wieder ausgegraben und trocken gelagert, wobei aus jeder Zwiebel drei neue kleine Knollen entstehen, die dann im August wieder gepflanzt werden. Neben seiner Verwendung als Gewürz kann Safran zur Erzeugung verschiedener Produkte wie Safransuppen, Meerrettichsaucen, Schokolade, Marmelade, Essig, aromatisierter Getränke und Honig verwendet werden.    
Info: Wachauer Safranmanufaktur (Produktion und Verkauf von Wachauer Safranprodukten) in Unterloiben 29, A-3601 Dürnstein, www.wachauer-safran.at

 

Burgruine DürnsteinBurgruine Dürnstein
©Tina Binder_Adobe Stock

Burgruine Dürnstein

Berühmteste Burgruine Österreichs in beherrschender Lage nördlich über der Donau und dem Städtchen Dürnstein, mit ihm durch eine Wehrmauer, eine verlängerte Stadtmauer, verbunden. Das Gebiet um die Burg erwarb Azzo von Gobatsburg, Stammvater der Kuenringer, vom Kloster Tegernsee, Mitte des 12. Jh. erbaute sein Enkel Hadmar I. dann die stolze Feste.     
Berühmt wurde die Burg durch die Gefangennahme des englischen Königs Richard I. (»Richard Löwenherz«) auf dem Rückweg vom dritten Kreuzzug, ein welthistorisches Ereignis. Dass das Heer des Babenberger Herzogs Leopold V. nach der Einnahme von Akkon (Israel) im Juli 1192 leer ausging und sich die Truppen des englischen Königs Richards I. und die Männer des französischen Königs Philipp II. August die Beute teilten, missfiel den deutschen kaisertreuen Truppen. Bei seiner Rückreise im Herbst 1192 erlitt Richard Löwenherz Schiffbruch und musste auf dem Landweg durch das feindliche Gebiet der Babenberger. Trotz Verkleidung als Pilger wurde er Ende 1192 in Erdberg bei Wien erkannt und durch Hadmar II. auf die Burg Dürnstein gebracht. Nach Festlegung der Bedingungen wurde er zu Ostern 1193 von Dürnstein nach Speyer überführt, danach bis zur Freilassung im Februar 1194 von Kaiser Heinrich VI. in der Festung Trifels gefangen gehalten. Das Lösegeld, eine der größten Geldtransaktionen des Mittelalters, betrug 150.000 Mark Silber Kölner Gewichts (35.000 kg), deren Aufbringung sogar England schwerfiel.

Copyright Titelphoto: Tomas Marek_adobestock