März 15, 2024

Genua: Eine Ode an die Kultur & Geschichte einer unterschätzten italienischen Perle

Willkommen zu einem aufregenden Abenteuer durch die engen Gassen, entlang der geschäftigen Hafenpromenade und durch die reiche Geschichte von Genua! Begleitet unsere Bloggerin Bergit auf ihrer Reise durch Genua und entdeckt mit ihr die Highlights und Geheimtipps dieser faszinierenden Stadt an der ligurischen Küste!

Der erste Eindruck

Still, dunkel, aber auch sehr hell. Langsam, aufregend, chaotisch, anders. Das sind Stichworte, die mir zu Genua einfallen. Ich war neugierig auf die Stadt, weil die Meinungen, die ich im Vorfeld gehört hatte, so unterschiedlich waren. Von: „Geh dort ist´s aber schirch, na, ihr werdet enttäuscht sein”. „Eine Bausünde, die Autobahn, die sie da direkt vor die schönen Häuser gebaut haben”. Bis: „Ah Genua, eine wunderbare Stadt und die schönen mittelalterlichen Bauten” war alles dabei. Bei der Einfahrt nach Genua haben wir uns wahrscheinlich wie viele andere auch gefragt, wo die Brücke ist, die bei dem schrecklichen Brückeneinsturz 2018 eingestürzt ist. Wir haben nicht danach gesucht, hatten es aber gleichzeitig immer im Kopf, während sich die Autobahn hoch über der Stadt abenteuerlich in das Zentrum hineinschlängelt. Unten angekommen ist sie uns gleich ins Auge gestochen: Die Autobahn, die hier im Zentrum direkt vor den schönen Häusern in luftiger Höhe verläuft! Aber ich fand das gar nicht so schlimm. Ganz banal gesehen ist dadurch mehr Platz und es muss keine Straße überquert werden, um zum Wasser zu gelangen. Auch von der Geräuschkulisse ist es sehr angenehm. Der Schall der fahrenden, hupenden Autos geht hinauf und umarmt einen nicht.

Außerhalb der Altstadt haben wir das Auto in einer Garage geparkt und sind in die Dunkelheit der Gassen eingetaucht. Links und rechts ragten die Häuser in die Höhe, unten schlängelte man sich durch die engen Häuserschluchten. Es war ein Treiben wie in Istanbul. Obst wurde angeboten, Gerüche aus fernen Ländern stiegen auf. Es wurde repariert, ein Sofa wurde durch die Gassen geschleppt. Da, eine Kirche! Man steht daneben und merkt es nicht. Der Hals würde steif werden, wenn man immer hinaufschaut, was für ein Gebäude vor einem steht.


© Bergit Führer

Wir wohnten in einem der Palazzi dei Rolli. Die Palazzi dei Rolli in Genua sind im 16. Jahrhundert errichtete prächtige Paläste, die in spezielle Listen "Rolli "aufgenommen wurden, um die Unterkunft von Adligen bei königlichen Besuchen zu regeln. Als UNESCO-Welterbe repräsentieren sie herausragende Beispiele für die Renaissance Architektur und den einstigen Reichtum in Genua. Am ersten Abend tapsten wir durch die dunklen Gassen und aßen auf einem ebenso dunklen Platz - natürlich Pasta mit Pesto Genovese. Viele Häuser waren eingerüstet und wirklich sehr heruntergekommen, aber irgenedwie hatte es seinen eigenen Charme. Leider hat ein Bewegungsmelder die abendliche Beschaulichkeit erhellt. Die Kellnerin kam, es wurde hell, sie ging, es wurde dunkel und so weiter. Da geriet das Entzücken trotz der nicht klassischen Abendstimmung ein wenig ins Wanken.

Die Prachtbauten Genuas

Am nächsten Tag widmeten wir uns den Palästen von Genua und machten einen Spaziergang durch den östlichen Teil der Stadt. Viele der Paläste befinden sich in der Via Garibaldi. Auf dem Weg dorthin wollten wir in einer der engen Gassen frühstücken und stellten überrascht fest, dass auch Autos durch die schmalen Gassen fuhren. Morgens kommen die Lieferungen und man muss wirklich aufpassen, dass man nicht mit dem Kaffee in der Hand gemütlich sitzend von einem der kleinen Lieferwagen mitgenommen wird. Der Anblick der Paläste war dann wirklich traumhaft schön. Sie sind außen reich verziert und innen findet man oft wunderschöne, üppig bepflanzte Innenhöfe.

Wir spazierten weiter nach Osten, aus den dunklen Gassen heraus, zur Piazza de Ferrari. Die Stadt scheint zweigeteilt zu sein. Die engen Gassen der mittelalterlichen Altstadt - die "caruggi" - wie sie von den Einheimischen genannt werden, mit ihren Palästen und dann der Teil, der erst im 19. Jahrhundert entstanden ist. Hier wird es breiter und offener. Auffallend ist der große Platz Piazza de Ferrari mit seinem großen Brunnen in der Mitte. Die beeindruckenden Gebäude ringsum beherbergen unter anderem die Börse und das Opernhaus. Weiter ging es durch die Via XX Settembre, die berühmte Einkaufsstraße, ein breiter Boulevard, der links und rechts von Arkaden gesäumt wird. Wir erreichten die Markthalle, den Mercato Orientale. Hier werden alle möglichen Früchte, Fische und natürlich Gewürze angeboten, die daran erinnern, dass Genua einst ein wichtiger Umschlagplatz für den Gewürzhandel war. Wir besorgten uns ein Stück Focaccia, das berühmte Hefebrot aus Genua, und erreichten das Geburtshaus von Christoph Kolumbus, die Casa di Colombo. Zugegeben, viel hat es nicht zu bieten, aber in einer alten Seehandelsstadt gehört es irgendwie dazu, hier gewesen zu sein. Die letzte Station unseres Spaziergangs war dann die Matteokirche, Chiesa San Matteo. Gleich neben der Kirche befindet sich ein kleines Kloster und wir genossen die Pause mit der Focaccia im lauschigen Kreuzgang.

© Bergit Führer

Porto Antico

Nach dem anstrengenden Stadtrundgang wollten wir uns wieder auf die Kontraste der Stadt einlassen und aus der Dunkelheit in die Sonne treten. Dafür bat sich der Porto Antico an. Hier hat sich der genuesische Architekt Renzo Piano mit einer achtarmigen Konstruktion - dem Bigo - verewigt. An einem der Arme des Bigo ist auch ein Aufzug befestigt, der Besucher*innen in luftige Höhen über den Hafen hebt, wenn man so will. Nicht schlecht, die Konstruktion wirkt zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber mit bloßem Auge sieht man das offene Meer von unten nicht, da muss man schon etwas höher hinauf. Ansonsten lädt der Porto Antico zum Bummeln und Genießen ein. Café oder Aperitif - wir haben uns für den Aperitif entschieden, denn wir waren heute wirklich schon fleißig und hier in Genua serviert man zu dem Getränk am frühen Abend auch etwas zum Knabbern. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Auch das Aquarium wurde von Renzo Piano entworfen. Es wurde 1992 gebaut und war damals das zweitgrößte in Europa. Hier scheint die Zeit jedoch seitdem stehen geblieben zu sein. Etwas mehr Licht und Bewegungsfreiheit würden den Tieren sicher guttun, ich würde es ihnen sehr gönnen!


© Bergit Führer

Am nächsten Tag wollten wir noch das offene Meer vor Genau sehen. Wir ließen uns durch die Stadt zum Aufzug "Ascensore Castelletto" treiben und genossen von oben einen fantastischen Blick über die Hafenstadt. Ja, das hat sich gelohnt! Doch es war nicht nur der Aufstieg, nein, die ganze Stadt hat mich in ihren Bann gezogen. Es gäbe noch so viel zu entdecken. Wir haben noch lange nicht alles gesehen, noch lange nicht alles probiert. Für alle, die gerne fotografieren, ist Genua eine Entdeckungsreise mit vielen Motiven. Für alle Entdecker und Liebhaber alter Gebäude, die Italien mit einem anderen, nicht perfekten, aber sehr authentischen Flair erleben wollen, ist es auf jeden Fall einen Versuch wert!

Über Bergit:
Bergit liebt Abenteuer, und die Freude am Reisen, Erkunden und Recherchieren hat sie schon an viele schöne Orte geführt. Dabei reizt sie das Nicht-Alltägliche. Sei es eine noch weniger bekannte Stadt oder ein versteckter Winkel in der eigenen Stadt, eine unentdeckte Landschaft oder eine nicht ausgetretene Wanderroute. In letzter Zeit interessieren sie auch Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Was ist alles möglich, wo kommt man überall hin und kann gut und gerne auf das eigene Auto verzichten. Fotografieren war schon immer ihre Leidenschaft, das Schreiben kam später dazu und begleitet sie seither auf spannende Weise.

Ihre gesamten Reisen und Wanderungen findet ihr auf Ihrem eigenen Blog.